Graf Gerold war ein bedeutender Wohltäter und Förderer des 724 gegründeten Bodenseeklosters Reichenau.
Mit Übergabe von 25 Ortschaften an die Abtei Reichenau begann vor 1200 Jahren die materielle Hochblüte dieses Kulturzentrums am Bodensee.
Zuvor schon hatte Graf Gerold 786 dem Kloster St. Gallen einen beträchtlichen
Güterzuwachs beschert. Durch seine Besitzübereignungen erfuhren 40 Orte des heutigen Baden-Württemberg ihre erste urkundliche Erwähnung.Für unsere Familiengeschichte ist jedoch wesentlich wichtiger, dass
Graf Gerold zum engsten Kreis der Heerführer, Berater und Vertrauten Karls des Großen zählte. Er nahm an den Feldzügen gegen die Langobarden in Italien, gegen die Sachsen und die Awaren teil, dem aus den Tiefen der
Mongolei eingeströmten Reitervolkes, das damals an die Grenzen Bayerns stieß.
Nach der endgültigen Unterwerfung Bayerns 788 unter das Frankenreich Karls des Großen und der anschließenden Verbannung des
letzten bairischen Agilolfinger-Herzogs Tassilo III übertrug Kaiser Karl seinem Schwager Gerold 792 die Präfektur über Bayern. Seine heikle innenpolitische Mission war die Beendigung der Agilolinger Herrschaft in
Bayern und die Gleichschaltung der Bajuwaren mit dem Frankenreich..Außenpolitisch war seine Schlüsselrolle der Schutz von Krone und Reich gegen die Aware im Osten (heute Österreich, Ungarn) und im Jahre 795 gelang es
fränkischen Heeren die Hauptbefestigung der Awarenden, den "Großen Ring" zu erobern und einen sagenhafte Schatz aus byzantinischen Gold- und Sillbermünzen und kostbarer Seide zu erbeuten. Gerold fiel 799 im
Kampf gegen die Awaren und wurde im Kloster Reichenau bestattet.
Sehr wahrscheinlich kam also mit der räumlichen Übersiedelung Graf Gerolds und seiner Familie mit 10 Kindern aus dem
allemannisch-schwäbischen Raum der Name Gerold in die Ostmark, der heutigen Oberpfalz. Nach verschiedenen Wandlungen, Betonungen, Schreibweisen sowie Schreib- und Hörfehlern entstanden im Laufe der folgenden unruhigen
Jahrhunderte die Namen Gerhard, Geram und Gerolf. Aus letzterem leiteten sich weiter ab Gerle, Görl, Gerl, Girl, Gierl, Giehrl sowie Giedl, Gietl, Giettel und Gürl. Diese Namens-Spur führt durch die baierischen
Kirchenmatriken.
Im Zuge von Landgewinnung und Urbarmachung drangen die Gerl im Gefolge mit dem verwandten und damals noch mächtigen Geschlecht der Bogner in die unbewohnte Gebirgslandschaft und den Urwald des
heutigen Böhmerwaldes vor. Sie waren die Mitbegründer der heutigen Bauerngemeinden im künischen (königlichen) Freigebiet zu ‘Hwozd’, einem ca. nur 460 qkm großem Gebiet. Die Bauern dort kannten keine sonst noch übliche
Leibeigenschaft mehr, hatten sich obwohl auf böhmischen Staatsgebiet lebend mehr den bayerischen Wittelsbacher-Königen als den deutschen und den österreichischen Habsburger-Kaisern verpflichtet. So behaupteten sie sich
gegen starke äußere Einflussnahmen und Repressalien und schufen eine eigene Gerichtsbarkeit mit 8 Freigerichten. Die Glasbläser selbst waren dem Stand der freien städtischen Bürger gleichgestellt und einflussreiche
Verbündete der Freibauern. Deren Wahlspruch war Ausdruck der Gesinnung und Symbol für die Entschlossenheit der Menschen in jener Gegend. Er lautete: ‘Niemands Herr und niemands Knecht - das ist kühnisch
Freibauernrecht.’
Schon im 14. Jahrhundert hatte man mit der Glasbläserei begonnen, wofür der große Waldbestand und das Quarzvorkommen wesentliche Voraussetzungen waren. Siehe hierzu das Buch
"die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald" von Josef Blau. Die "Familie Gerl" gehört in dieser Zeit zu den einflussreichsten und angesehensten Familien. Bekanntester Vertreter war im 17.
Jahrhundert Georg Gerl im böhmischen St. Katharina (gegenüber dem baierischen Rittsteig). Er erwarb 1641 im damals grenznahen baierischen Obergrafenried (damals baierisch, mittlerweile böhmisch aufgrund einer späteren
unrühmlichen familieninternen Landmanipulation) bei Waldmünchen eine zweite Glashütte.
Während der wechselvollen und schlechten Zeit des 30jährigen Krieges organisierte er mit seinem Schwiegervater, dem
vornehmen Oberrichter am Freigericht Seewiesen, Andreas Preisler, eine Landwehr zur Verteidigung gegen Plünderer, Straßenräuber und mordende Waldläufer.Zwar wurde ihm wegen seines eigenmächtigen und harten Vorgehens
deswegen von den böhmischen Behörden in Prag eine Rüge erteilt, aber im Gegenzug erteilte ihm 1644 der bayerische Herzog, Kurfürst Maximilian, wegen seiner Verdienst um die Volkswirtschaft die Erlaubnis ein Wappen
und den Titel ‘Georg Gerl Landsaß von Grafenried’ zu tragen.